Santiago de Chile
In Santiago haben wir vor zwei Jahren unsere Reise durch Südamerika begonnen und nun sind wir wieder im Hostel „Casa Matte“, wo sich, wie üblich, einige Weltenbummler tummeln.
Wir beschließen dieses Mal mit der Zahnradbahn auf den Cerro San Cristóbal, den Aussichtsberg der Stadt, zu fahren, den wir noch nicht kennen. Von dort oben sieht man nicht nur die immense Größe der Metropole und die Smog-Glocke, die über ihr hängt oder das mit 300 m höchste Gebäude Südamerikas – den Gran Torre Santiago des Costanera-Centers, sondern auch die sehr nahen Anden, die mit nur einer Stunde Fahrt in das Wochenendausflugsziel der Santiagoer locken – den Cajón del Maipo.
Cajón del Maipo
Am Stausee über der Schlucht hat es uns schon beim letzten Mal so gut gefallen, dass wir Gabi, die aktuell in Südamerika mit einem Chinesenbike aus Peru unterwegs ist und Henry aus Liverpool, den wir trotz oder wegen seines schrägen Akzents feiern, zu einer Spritztour dorthin überreden. Gabi setzt sich dazu in den Beiwagen von Henrys 20 Jahre alter Harley und die beiden haben als Neu-Auflage von „Wallace und Gromit“ viel Spaß.
Valle del Elqui
Ein paar Tage später brechen wir Richtung Norden auf – zur Ruta des Estrellas ins Valle del Elqui. Berühmt ist die Strecke vor Allem wegen ihrer einmaligen Möglichkeit zur Beobachtung der Milchstraße und so findet der interessierte Sternengucker hier, auf der Südhalbkugel, viele Optionen – vom Kuppel-Zelt mit Fenster gen Himmel bis zu Touri-Sternwarte. Wir hatten jedoch schon vor zwei Jahren unsere Astronomie-Stunde im Cajon del Maipo und sind aus einem anderen Grund hier:
Im Valle del Elqui liegt die Hauptproduktionsstätte des chilenischen Piscos und wir wollen uns, mit der uns eigenen investigativen Professionalität der Verkostung von alkoholhaltigen Getränken, dieser Erkundung widmen. Der chilenisch-peruanische Streit um „Wer-hat‘s erfunden“ (den Pisco natürlich) werden wir an dieser Stelle nicht weiter befeuern. Chile hat zumindest den Ort 1936 in „Pisco Elqui“ umbenannt und somit kommt der nationale Pisco des Platzhirsch-Fabrikanten Mistral auch aus Pisco.
Wir scheuen keine Mühen und besuchen sowohl die moderne Vorzeige-Brennerei des Letztgenannten mit ihren 14 Tanks zu je 60.000 Litern als auch eine kleine Destille, die noch liebevoll den Traubenmost über Holzfeuer brodeln lässt.
Bis an die Grenze zur Selbstaufopferung verkosten wir intensiv “doppelt destilliert”, “Sonnenfinsternis”, etliche Jahre Eichenfassveredlung und krude Geschmacksvarianten mit scharfem Zimtgeschmack und ganz ehrlich: Alle sind leider lecker!
Tatsächlich sollte man in Chile Pisco Sour als Cocktail auch vorzugsweise hier trinken, denn vermutlich wegen der Nähe zur Quelle wird in Pisco Elqui noch großzügig gemixt und die Intensität (des Geschmacks natürlich) kann durchaus mit dem peruanischen Pendant konkurrieren.
Mit vier Flaschen im Proviant machen wir uns auf den Weg zu einem Ausflugsziel, das uns schon von einigen einheimischen Motorradfahrern empfohlen wurde, dem Nationalpark “Pan de Azùcar”, so benannt nach der ihm vorlagernden Insel, die aussieht, wie ein Zuckerhut.
Pan de Azúcar
Kurz vor dem gleichnamigen Nationalpark liegt das Städtchen Chañaral, das hauptsächlich Touristen Unterkünfte für Ausflüge zum Nationalpark zu hohen Preisen bietet. Diese gibt es auch inklusive Campingplätzen im NP selbst und sollten unbedingt vorher reserviert werden. Wir finden ein Zimmer beim markigen über-achtzigjährigen “Don Willy”, der mir glaubhaft versichert, dass er nicht jeden in seiner Pension aufnimmt und stolz seinen Peyote-Kaktus zeigt. Als ich ihm zugestehe, dass er weniger Falten als ich hätte, schließt er mich endgültig in sein Herz.
Am nächsten Tag machen wir, trotz bewölkten Himmels, einen Ausflug in den Pan de Azùcar und lassen uns durch diese eigenartige Landschaft, die von ihren Farben vom Blau-Grün des Meeres, über die ocker- bis rostbraunen Felsen und die endlosen puderzuckerartigen Strände lebt, in ihren Bann ziehen. Direkt vor der Insel mit dem „Zuckerhut“ beobachten wir, wie die Fischer ihre Fang-Reste den versammelten Pelikanen, Möwen und Geiern überlassen, so wie zuvor den Vögeln und Seelöwen in Chañaral. Letztere verhalten sich erstaunlicherweise ziemlich aggressiv untereinander, wovon zahlreiche Bisswunden an ihren Körpern zeugen.
Eine Hälfte des Parks gehört schon zur Region der Atacama-Wüste und so ist es bis zu einem unserer Lieblingsorte in Südamerika nicht mehr weit.
San Pedros Lagunen und Valle de la Luna
Wohlwissend um die Anzahl der Ausflugsziele rund um diesen magischen Ort mitten in der Atacama nisten wir uns eine Woche hier ein. Sofort fühlen wir uns wieder wohl im speziellen Charme dieses touristischen, aber doch sehr individuellen Städtchens und genießen es einfach.
Wir besuchen einige der Lagunen mit ihren spiegelklaren Wassern, Flamingo-Kolonien und tiefen „Augen“ aus Wasser inmitten der Salzwüsten.
Zum zweiten Mal fahren wir ins „Valle de la Luna“ und wieder werden meine Augen feucht ob dieser einzigartigen Landschaft. Für dieses Mal habe ich mir einen sehr hoch gelegenen Ausblick vorgenommen und die Aussicht ist einfach unfassbar.
Wieder verfalle ich einem Film- und Fotoflash. Ich fotografiere neue und auch wieder dieselben Gesteinsformationen, von denen ich schon ‘zig Fotos habe – aber das Licht ist ja schließlich anders 😉
Langsam komme ich mir vor, wie die verzückte Park-Rangerin im südafrikanischen Elefantenreservat, die einst, während unserer Safari mit ihr, mehr Fotos von den Elefanten als wir geschossen hatte…
Auf die Riesendüne des Tals schaffe ich es aus Zeitmangel schon wieder nicht und so bleibt ein Grund zur Wiederkehr. Wenn man hier Alles erkunden will, sollte man schon 3-4 Stunden einplanen. Tickets kauft man am Besten online: https://www.puntoticket.com/valle-de-la-luna