Diesmal soll es endlich richtig südwärts gehen, genauer gesagt, nach Südamerika und noch genauer, nach Chile. Aber so einfach ist das nicht – die Motorräder werden vom Spediteur abgeholt und nach Hamburg gebracht und von dort im Container mit vielen Artgenossen nach Valparaiso verschifft. Sie sollen Ende Januar ankommen.
Und wir? Auf Grund der europaweiten Paniksituation der neuen Corona-Variante Omnikron beschließen wir, so schnell wie möglich, nach Chile einzureisen, bevor wir dort eventuell nicht mehr reinkommen und unsere Bikes ohne uns ihr Dasein fristen müssen. Aber für uns ist das noch viel weniger einfach. Folgende Hürden müssen überwunden werden:
- Online-Validierung unserer Impfzertifikate durch das chilenische Gesundheitsministerium. Daraus wird schlussendlich der sogenannte digitale Mobilitätspass resultieren, wenn die weiteren folgenden Formalitäten erfolgreich absolviert werden.
- Negativer PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden vor Abflug.
- Dieser muss online für die digitale Reise-Anmeldung Chiles hochgeladen und darin muss auch ein Aufenthaltsort für die Quarantäne angegeben werden.
Punkte 1-3 sind Bedingung, damit man überhaupt in den Flieger steigen darf.
- Das Ausfüllen einer Zollerklärung – tierische Produkte, wie Fleisch, Wurst oder Honig dürfen nicht eingeführt werden.
- Direkt nach der Ankunft am Flughafen in Santiago erfolgt ein weiterer PCR-Test.
Dieser Punkt und die Kontrolle der Punkte 1-3 dauern knapp vier Stunden, in denen wir uns in schier endlosen Schlangen durch gefühlt sämtliche Windungen des Flughafens schieben. - Danach muss man mit einem privaten Transport, also z.B. Taxi, ohne Kontakt zu anderen Menschen, unverzüglich zu seiner in Punkt 3 gemeldeten Unterkunft fahren, diese nicht verlassen und dort das Ergebnis des neuerlichen PCR-Tests abwarten.
Das hat erfreulicherweise nur sechs Stunden gedauert.
Dann wird der digitale Mobilitätspass aus Punkt 1 aktiviert und die Quarantäne ist beendet.
- Ausfüllen eines täglichen Online-Formulars über das persönliche gesundheitliche Wohlbefinden bis zum 10. Tag nach der Ankunft.
Unsere Koffer haben übrigens die Reise von London bis Santiago nicht geschafft. Aber das regt uns nach einem knapp 15-stündigen Flug und dem vierstündigen Schlangestehen am Flughafen nicht mehr so wirklich auf. Das Gepäck lässt geschlagene vier Tage auf sich warten und kostet uns einige Anrufe bei der Hotline von British Airways, einen ergebnislosen Ausflug zum Flughafen und viel Zeit beim Ausfüllen der Online-Vermissten-Anzeige für Gepäck. Aber man freut sich nach vier Tagen bei 30 Grad in denselben Klamotten dann um so mehr über seine Koffer!
Schon beim Einchecken am Samstag Nachmittag warnt uns unser Host, dass es ab diesem Abend bis einschließlich Sonntag Abend keinen Alkohol mehr zu kaufen geben wird:
Es stehen Präsidenten-Stichwahlen zum Wahlausgang vom Ende November an – neuerliche Unruhen werden befürchtet.
Auch egal, ein paar Dosen Bier hat er noch und wir gehen sowieso früh ins Bett, nachdem wir ja auch nicht raus dürfen und später, nach Ende der Quarantäne, zu müde dafür sind.
Am Sonntag Abend um 18 Uhr wird schließlich das Ergebnis der Stichwahl bekannt gegeben. Die Kandidaten sind ein rechter Konservativer und ein Linker, der für eine neue Verfassung und mehr soziale Gerechtigkeit antritt. Letzterer gewinnt und seine Unterstützer, viel junge Leute, die LGBT-Bewegung und die indigenen Mapuche feiern ihn spontan und entsprechend bunt. Auto-Corsos, aber vor Allem Tausende Fußgänger versammeln sich auf den Hauptstraßen und ziehen zum Präsidenten-Palast in die Stadtmitte. Auf wunderbare Weise tauchen trotz Alkoholverbot urplötzlich und massenweise Einkaufswägen mit gekühltem Bier und Tische mit Zitronen und Destillaten auf und die Luft ist geschwängert vom, noch aus Marokko, wohlbekannten süßlichen Geruch nach einem fröhlich machenden Kraut. Trommeln, Blasinstrumente und Salsa-Klänge aus mobilen Boxen sorgen für weitere Stimmung unter den vielen euphorischen Menschen. Die Masse feiert friedlich und ausgelassen die ganze Nacht.
Willkommen in Chile!
Ich bewundere eueren Enthusiasmus und euere Abenteuerlust, Chapeau!!!
Hoffentlich kommen euere Bikes bald an damit ihr weiter könnt und ich in meiner unendlichen Selbstsucht wieder diese tollen Bilder und Vdeos anschauen kann 😉
Bis dahin wünsche icheuch ein frohes Fesst in der Ferne und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
Wie es aussieht ist meine Knie-OP gut verlaufen und ich kann am 30.12. wahrscheinlich schon auf Reha gehen.
Alles Liebe und Gute für euch Beide
ubd eine gute Zeit
Harry
Lieber Harry, momentan haben wir noch nicht so viel zu berichten, da selbst eine coole Stadt wie Santiago uns zu Fuß bei über 30 Grad nicht zu vielen Unternehmungen lockt. Wir hoffen, dass wir bald ein Auto mieten können, bis die Bikes kommen. Dann kommen wir wenigstens ein bisschen wieder auf die Straße.
Wir wünschen dir für dein Knie die beste Besserung und sehen dich schon als Reha-Entertainer vor unserem geistigen Auge…
Komm heil rüber ins nächste Jahr und lass noch ein paar Augen trocken!
Merci, werde ichmachen 😉