Zurück in Santiago holen wir unseren ausstehenden Besuch im chilenischen Museum de Arte Precolumbino nach, das eine der herausragendsten Sammlungen der südamerikanischern Kunstgeschichte haben soll. Wir werden nicht enttäuscht und sehen aufgeräumte Exponate von jahrtausendealten Mumien über Bierfässer aus Ton bis hin zu prächtigen Federmänteln mit verständlichen Erklärungen in Englisch oder Spanisch. Auch einige Métro-Stationen Santiagos warten noch mit Kunstwerken auf uns.
Im Hostel lernen wir Ruti von Rutis Reisen und den weltreisenden Frank Neikes kennen und beschließen spontan mit den beiden doch wieder Richtung Patagonien zu fahren. Wir sind eine sehr unterschiedliche Gruppe, die sich aus einer einzylindrigen KTM, einer zweizylindrigen Yamaha Ténéré 700 und unseren dicken BMWs zusammenstellt.
Aber zuerst müssen drei der Bikes aus der Verschiffung von Hamburg in Empfang genommen werden: Dazu fahren wir an die Küste, nach Viña del Mar in unsere Unterkunft mit herrlichem Ausblick auf die unten liegende Küste und mit eigenem Wachhund – Odin.
Am 3. Tag endlich holen wir die Black Pearl und Fat Lady aus dem Zoll des Containerhafens im ca. 100 km entfernten San Antonio. Das gestaltet sich dank Ronny von „Intime“ recht einfach und ohne Probleme. Am Hafen lernen wir auch noch Tony kennen, der schon länger in Südamerika reist und wieder ein paar hilfreiche Tipps für uns Südamerika-Anfänger hat.
Jetzt geht es zurück mit den Mopeds zur Unterkunft und wir müssen nun unser Gepäck aus den Flugzeugkoffern mit dem vorhandenen Gepäck in den Motorradkoffern zusammen an den zwei Mopeds wieder unterbringen. Dieses Unterfangen erweist sich doch als länger und schwieriger als erwartet und wir benötigen dazu eine gesamte Straßenbreite.
Zurück in Richtung Süden
Wir treffen Ruti in Pichilemu und fahren zusammen mit ihm weiter südlich bis nach Parral um dort in der gemütlichen Unterkunft Quinta el Rosal direkt an der Ruta 5 auf Franks Aufschluss an die Gruppe zu warten. Dort lerne ich Pamela von der Verwaltung kennen, die viel über Chile und dessen Kultur zu erzählen weiß. Ich spaziere mit ihr und ihrer Familie zum angrenzenden Feld, wo wir neben einer lilafarbenen Paprikaschote auch noch eine saftig leckere Wassermelone geschenkt bekommen.
Nun, mit Frank, komplett machen wir zu viert am nächsten Tag nochmal einen Abstecher zur Colonia Dignidad (siehe meinen letzten Beitrag dazu) wo dieses Mal auch das Museum geöffnet hat. Eine Kurzeinführung über diese ungeheuerlichen Machenschaften gibt es auch beim „Planet WissenPlanet Wissen“. Mit inbegriffen ist eine interessante kleine Führung zum damaligen Geschehen inklusive anschließender Beteiligung von dort noch lebenden ehemaligen Mitgliedern der Colonia. Interessant ist, dass sowohl die junge Führerin, als auch die beiden Älteren nicht nur die körperlichen und seelischen Grausamkeiten, Gefangenschaft und Entführungen der Kommune und des Anführers Paul Schäfer betonen, sondern auch den einstigen zu Grunde liegenden wohltätigen Zweck der Gemeinschaft hervorheben. So gründete z.B. die Sekte das erste Krankenhaus der Gegend und ein chilenischer Museumsbesucher erzählt, wie eine dortige Krankenschwester ihm damals als Kind das Leben gerettet hat und zeigt auf ihr Foto an der Pinnwand. Sehr empfohlen wird uns wieder die mehrteilige Netflix-Dokumentation über die Colonia Dignidad zu diesem schwarzen Kapitel der chilenisch-deutsche Geschichte.
Wir steigen, noch etwas verstört ob dieser noch nicht so lang zurück reichenden Ereignisse, auf die Mopeds und nehmen wieder die Vulkane- und Seenroute und fahren zum zweiten Mal nach Pucòn. Statt der dort üblichen Vulkan, Gletscher oder Raftingtouren buchen Thomas und ich ein längst überfälliges Offroad-Training, das uns 2020 in Deutschland wegen Corona abgesagt wurde. Obwohl wir viel gelernt haben, kommen mir doch langsam die ersten Zweifel, ob die Carretera Austral mit diesen schweren Mopeds und dem vielen Gepäck eine gute Idee ist.
Sehr schön.
Grüße!
Danke dir