Als kleinen Umweg dorthin warten wir trockene Straßen ab um die uns empfohlene Graciosa-Road zu fahren. Sie wurde ursprünglich Mitte des 17. Jahrhunderts als Maultierpfad gebaut um Curitiba mit der Küste zu verbinden. 1873 wurden dann die ca. 15 km Kopfstein mitten durch den atlantischen Regenwald gepflastert, die heute noch den schönsten Teil der Strecke darstellen aber deswegen nicht bei Regen befahren werden sollten.
Einen animierten Eindruck dazu gibt es hier:
In den nächsten Tagen vermeiden wir die direkteste Route zu unserem neuen Ziel – der bolivianischen Grenze – und schlendern auf zwei Rädern durch die, sich darbietende, brasilianische Welt:
Von den Bananenstauden des Regenwalds über die ersten Kaffeeplantagen einer Hochebene bis hin zu weiten Zuckerrohrfeldern für den heimischen Cachaça (Zuckerrohrschnaps), der wiederum wichtigster Bestandteil des normalerweise unvermeidlichen Caipirinhas ist.
Auch Holzwirtschaft, Farmen, landwirtschaftliche Großbetriebe und Ziegelbrennereien wechseln sich ab und dennoch sind dieses Land und seine Natur so groß, das es nie eintönig wirkt.
Und nun kommt noch ein grandioses Zwischenziel – das Pantanal:
Das größte Binnen-Feuchtgebiet der Welt – halb so groß wie Deutschland! Brasilien hält davon 78% und den Rest teilen sich Bolivien und ein bisschen auch Paraguay.
Die Fauna dort ist unglaublich, mit mehr als 580 Vogelarten. Wenn schon in den Palmen vor der Haustür der Pension ein Tukan- und ein Gelbbrustara-Pärchen wohnen und der Baum daneben am Abend mit Dutzenden von Goldstirnsittichen bevölkert ist, wird man unweigerlich zum Vogel-Fan oder Schmalspur-Ornithologen.
Aber auch über 170 Säugetier-, 260 Fisch-, 50 Amphibien- und 130 Reptilienarten (davon 35 Millionen! Kaimane) und 2000 Pflanzenarten gibt es hier. Die größten Jaguare (bis zu 140 Kilo schwer) übrigens auch 😬. Da müssen wir mal ein bisschen länger hinschauen…
Wir nisten uns daher in der, für den Pantanal-Tourismus gerüsteten, aber wenig touristischen, Kleinstadt Miranda ein und buchen von dort aus zwei kleine Touren. Die Erste ist etwas enttäuschend – mehr ein Gassi-Fahren für Touris, dafür aber die Zweite – ein ökologisches Projekt – eine unvergessliche Fahrt auf dem Salobra-Fluss um die Flora und Fauna in einer natürlichen Umgebung aufzunehmen. Leider haben großflächige Brände seit 2019 20-30% dieser wundervollen Natur vernichtet, ganz zu schweigen von dem, mit einhergehendem, geschätzten Verlust von 17 Millionen Tieren.
Was ein Wahnsinn, dieses Land, das eigentlich gar nicht auf unserem Schirm war. Wir können den von uns bereisten Süden mit den Provinzen Rio Grande do Sul, Paraná und Mato Grosso do Sul (Pantanal) – unter Vermeidung der Großstädte – nur wärmstens empfehlen.
Und dabei waren wir, wetterbedingt, noch nicht einmal im Motorrad-Paradies Santa Catarina!
Auf geht‘s in unbekannte Gefilde, nach Bolivien!
Größtes Binnenfeuchtgebiet der Welt, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Mit Euch abseits der Touristenpfade zu wandern macht eine große Freude. Danke Dir Rita wieder für diesen Bericht.
Danke dir ☺️! Hier in Südamerika ist vieles einfach viel größer, höher, weiter. Das haben wir schon am Anfang in Chile festgestellt und müssen es seitdem immer wieder. Es macht uns immer von neuem sprachlos.